Fährtenaufbau

#1 von Toni , 13.11.2010 21:44

So, dann beschreiben ich mal, wie man die Fährtenarbeit aufbaut. Ich habe es nach dem Buch „Spurensuche“ von Anne Lill Kvam gemacht.

Angefangen habe ich mit einer Schleppfährte. Man kann eine Pfannkuchen,- oder eine Würstchenschleppfährte legen.

Dem Hund wird dieser Pfannkuchen (man kann die Einbackwaffeln nehmen) oder ein Wienerwürstchen an einer Schnur präsentiert und er wird darauf richtig „heiß“ gemacht, indem man es vor den Hund legt und daran zieht so das es sich bewegt. Der Hund wird natürlich an der Leine festgehalten, so dass er es nicht erwischen kann.

Dann läuft der Helfer mit dieser „Schleppe“ hinter sich herziehend ca. 10m, so dass der Hund ihn noch sehen kann. Die Person, die den Hund zurückhält sollte „passiv“ sein, also sollte den Hund nicht anfeuern, auch keine Kommandos wie Sitz oder ähnliches verlangen.
Der Hund soll diesem hüpfenden Ding nachschauen, darf ruhig schon ein zwei Schritte in Richtung gehen.

Am Besten ist es, wenn der Fährtenleger nach ca. 10m oder auch schon früher aus dem Sichtfeld des Hundes verschwindet (hinter Büsche, Bäume, Hügel.. )
Dann kann er noch so ca. 40 bis 50 m weiter laufen. Dies sollte nicht stur geradeaus sondern in einem leichten Bogen (sichelförmig)sein. Dann legt er die Waffel oder Würstchen ab, geht noch weitere 10m in dieselbe Richtung und läuft dann im Bogen, ohne der Fährte zu nahe zu kommen oder zu kreuzen zum Ausgangspunkt zurück.

Dann darf der Hund der Fährte folgen. Bei den ersten Malen sollte man noch kein Signal oder Kommando geben.
Wenn der Hund die „Beute“ dann findet, freut man sich wie ein Schneekönig mit ihm.
Findet er es nicht, ist es kein Weltuntergang. Man sollte ihm auf keinen Fall helfen, sonst lernt er nur, sich auf den Menschen zu verlassen und nicht auf seine Fähigkeiten.

Die nächste Schleppfährte kann man dann so machen, das man die Waffel,- oder Wurst, nachdem man aus dem Sichtfeld des Hundes verschwunden ist, hochnimmt und dann die Fährte ohne Schleppe fortsetzt.

Hat der Hund einige Schleppfährten gemacht, müsste er wissen, worum es geht. Ob das der Fall ist, findet man am Besten heraus, wenn man eine ca 20m bis 30m lange „normale“ (ohne Schleppe) legt, ohne das der Hund zuschaut.
Das wird folgendermaßen gemacht:
Am Ausgangspunkt kann man mit den Füssen etwas scharren, dann läuft man wieder im Bogen und legt am Ende die „Beute“ ab. Man kann Markierungsbänder anbringen um den Verlauf der Fährte wieder zu finden. Sie sollte noch nicht so lang sein, so das der Hund ein schnelles Erfolgserlebnis hat..

Klappt das gut, dann kann man beginnen, die Herausforderungen so langsam zu steigern zum Beispiel mit längeren Fährten, älteren Fährten, Verleitungen, Fährten die über einen Bach oder Weg gehen, Fremdfährten, Kreisel einbauen usw..
Das Signal zum Fährten kann man dann einführen, wenn man sicher ist, das der Hund verstanden hat, worum es geht. Ich hatte es schon früher eingeführt, glaube sogar bei der ersten "Normalfährte".

Ich halte es auch immer beim selben Ritual, führe den Hund meist gerade an den Abgang und sobald wir dort sind (meist fängt er schon an zu schnuffeln) zeige ich auf den Boden und gebe das Signal „Spur“.

Am Ende, wenn er die „Beute“ verspeist hat, sage ich auch immer „Fertig“ und wir verlassen gemeinsam die Fährte im Bogen, laufen also nicht auf der Fährte zurück und nach Möglichkeit auch nicht auf dem selben Weg wie beim Verlassen beim Fährtenlegen.

Das liest sich jetzt vielleicht komplizierter als es eigentlich ist.

Sollte es mit den Normalfährten noch nicht so klappen, kann man noch mal ein paar Schleppfährten machen.
Ich selbst habe aber bei Tobi und Balou die Erfahrung gemacht, das es ziemlich schnell klappt.

LG Nicole
.


Liebe Grüße,
Nicole mit Tobi und Balou

 
Toni
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RE: Fährtenaufbau

#2 von Kerstin , 13.11.2010 22:22

Nicole du bist ein Schatz!

Dankeschön.


Liebe Grüße

Kerstin und Eisan

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RE: Fährtenaufbau

#3 von Pudl , 13.11.2010 23:48

Genau so haben wir auch angefangen. (Vielleicht, weil unsere Trainerin ihr Handwerk bei Anne Lill Kvam persönlich gelernt hat? )

Zitat von Toni
Dann legt er die Waffel oder Würstchen ab

Wichtig dabei ist, das "Ziel" wirklich auf der Fährte abzulegen. Also nicht eine Armlänge daneben oder gar werfen und auch nicht einen Meter abzweigen und dann den selben Meter zurückgehen. Auch erfahrene Fährtenhunde haben nämlich Schwierigkeiten mit solchen "Abstechern" und laufen dann einfach auf der Fährte weiter am Ziel vorbei, für den Anfang ist das definitiv zu schwer. (Sollte eigentlich klar sein. Ich sag's nur, weil ich anfangs selbst nicht daran gedacht habe... )

Und noch ein Tipp für menschenscheue Hunde zum Nebenbei-Training: Das Opfer legt das Ziel ab, hockt sich in 3 - 5 Metern Entfernung mit einem Superleckerchen hin und darf den Hund auch moderat locken. Der Hund darf sich aussuchen, ob er sich nur seine Belohnung aus der deponierten Dose abholen will oder auch die vom fremden Menschen. Otto hatte schnell 'raus, dass man die Belohnung aus der Dose möglichst schnell verschlingt, um sich dann noch eine zu holen... (Voraussetzung dafür sind natürlich halbwegs hundeverständige und in schweren Fällen auch gut instruierte Fährtenopfer, die den Hund dann nicht durch unnötige Aktionen überfordern. Hilfreich ist auch ein unabhängiger Dritter, der die Situation von außen beobachtet und rechtzeitig moderierend eingreifen kann.)

 
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RE: Fährtenaufbau

#4 von Toni , 14.11.2010 00:28

Zitat
Wichtig dabei ist, das "Ziel" wirklich auf der Fährte abzulegen. Also nicht eine Armlänge daneben oder gar werfen und auch nicht einen Meter abzweigen und dann den selben Meter zurückgehen. Auch erfahrene Fährtenhunde haben nämlich Schwierigkeiten mit solchen "Abstechern" und laufen dann einfach auf der Fährte weiter am Ziel vorbei, für den Anfang ist das definitiv zu schwer. (Sollte eigentlich klar sein. Ich sag's nur, weil ich anfangs selbst nicht daran gedacht habe... )



Danke Pudl für den Hinweis. War mir auch nicht so bewußt, das dies wo wichtig ist.
Meine Freundin hatte das letztens sehr schön für Tobi gemacht (hatte ja das Video ins HHF reingestellt) als sie das "Ziel" auf einem entwurzelten Baum deponierte. Sie verlängerte die Fährte indem sie mit einem Fuß auf den Baumstamm hochtrat.
Ich erlebe oft, das Tobi und Balou ans Ende der Fährte kommen, aber das "Ziel" nicht gleich finden. Muß mal mehr darauf achten, das meine Tritte wirklich bis dort hin gehen. Allerdings sorge ich schon dafür, das es geruchlich gut wahrnehmbar ist, indem ich mit dem Inhalt (benutzte immer Tupper oder andere Plastikbehältnisse) auf dem Deckel außen streiche.

LG Nicole


Liebe Grüße,
Nicole mit Tobi und Balou

 
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RE: Fährtenaufbau

#5 von Nicole , 14.11.2010 08:50

Wir haben auch so angefangen. Mio hat recht schnell kapiert, was das ganze soll. Ich hab bei den ersten paar Schleppfährten immer weider ein paar Brösel von der Waffel auf die Spur gelegt. Ist gerade für Hunde, die nicht so sicher sind, ne gute Möglichkeit, sie zwischendrin zu bestätigen.


Liebe Grüße
Nicole mit dem bezaubernden Mio


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RE: Fährtenaufbau

#6 von Jasper , 14.11.2010 23:23

Wir haben das Fährten auch so aufgebaut. Hat super geklappt und Jasper hatte schnell raus, was zu tun ist...


Liebe Grüße,
Esther mit Jasper

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zuletzt bearbeitet 14.11.2010 | Top

RE: Fährtenaufbau

#7 von Braunbär ( gelöscht ) , 15.11.2010 19:07

Vielen Dank für die tolle Erklärung.

Wir hatten bis gestern damit nichts zu tun, da wir hauptsächlich Dummytraining gemacht haben. Zwar auch immer mal Futter suchen, aber auf einer langen Fährte nie.

So haben wir gestern mal angefangen und mein Freund hat einen Schleppe von uns weggezogen... Chico war ganz irritiert. Als er dann aber hinter der Ecke verschwand, fing Chico an in sein Stereoverhalten zu fallen (auf und ab hüpfen mit Bellen), als ich dann bisschen die Leine nachgab, ist er einfach losgrannt, aber nix mit schnüffeln. Also hab ich mein Freund wieder zurückzitiert und wir haben es erstmal ohne Verschwinden gemacht. Ich dachte, Chico rennt dann direkt hin, weil er es sieht, aber er hat sich schön hingeschnüffelt. Das war super!

Später dann noch ein Versuch mit Verschwinden. Dieses Mal war Chico ruhig, wollte aber auch erst wieder hinterher rennen. Instinktiv hab ich dann mit der Hand auf den Boden gezeigt und dann.... WAHNSINN, Nase auf den Boden und dann ging's ab. Ich bin hinterher gerannt und um die Ecke hätte es mich fast ausgehebelt so 5 m hinter ihm an der Leine hängend. Mein Freund dachte ich flieg gleich in den Busch.

Braunbär
zuletzt bearbeitet 15.11.2010 19:07 | Top

RE: Fährtenaufbau

#8 von Toni , 16.11.2010 12:34

Zitat von Braunbär
Später dann noch ein Versuch mit Verschwinden. Dieses Mal war Chico ruhig, wollte aber auch erst wieder hinterher rennen. Instinktiv hab ich dann mit der Hand auf den Boden gezeigt und dann.... WAHNSINN, Nase auf den Boden und dann ging's ab. Ich bin hinterher gerannt und um die Ecke hätte es mich fast ausgehebelt so 5 m hinter ihm an der Leine hängend. Mein Freund dachte ich flieg gleich in den Busch.



Hey, super. Wenn ihr weiter macht, berichte mal.

LG Nicole


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RE: Fährtenaufbau

#9 von Jasper , 16.11.2010 19:21

Zitat von Braunbär
Später dann noch ein Versuch mit Verschwinden. Dieses Mal war Chico ruhig, wollte aber auch erst wieder hinterher rennen. Instinktiv hab ich dann mit der Hand auf den Boden gezeigt und dann.... WAHNSINN, Nase auf den Boden und dann ging's ab. Ich bin hinterher gerannt und um die Ecke hätte es mich fast ausgehebelt so 5 m hinter ihm an der Leine hängend. Mein Freund dachte ich flieg gleich in den Busch.



Da ist aber einer mit Feuereifer dabei! Sieht aus, als hättet ihr eine neue Beschäftigung gefunden.


Liebe Grüße,
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