Hi,
gemeinhin redet man ja von "Pöbeln" wenn ein Hund einen anderen durch anbellen zu irgendwas auffordern möchte. "Pöbeln" ist allerdings so ein typisch menschlischer Begriff der impliziert, dass irgendwo schlechte Manieren vorhanden sind und irgendwo ein assoziales Verhalten gezeigt wird.
Mich interessiert, was im Allgemeinen "Pöbeln" wirklich ist. Meist kommt es ja bei Rüden vor, habe ich gelesen. Angstbellen ist es ja wohl eher nicht. Ist das eher so ein Theater von wegen "ich bin hier der 'Befruchter' verlass meine Gassistrecke, alle Hündinnen die kommen sind mein Eigentum" oder was kann ich mir darunter vorstellen? Was läuft da Verhaltensbiologisch ab?
Olli
Also verhaltensbiologisch kann es alles mögliche sein - von Angst über Herausfordern bis zu Frustration. Es gibt keine einheitliche Erklärung, weil
1. es situationsbedingt und
2. anders klingelnd ist.
Ich habe einen Pöbler unter meinen vier, einen Rüden natürlich. Er ist von Natur aus sehr gesprächig und klar in seinen Aussagen und eben er hat mir beigebracht, dass Pöbeln nicht immer gleich Pöbeln ist. Wenn Gandhi redet, sagt er:
1. ich bin sooo aufgeregt
2. hey, warte mal, ich will dich kennenlernen
3. Frauchen, da ist was/wer
4. runter auf den Boden, sonst mach ich dich platt!
5. geh weg, weeeit weg!!!
6. lass die Leine los, jetzt muss ich da
Egal, was mein Hund sagt, über Manieren denke ich in solchen Momenten nicht . Er wiegt über 60 kg...#
Barbara
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Sowas zu definieren ist schwierig. Für mich ist Pöbelei erstmal generell, wenn mein Hund Randale macht (und das tut sie oft ). Irgendwie muß ich es ja bezeichnen. Ihr Ziel ist meist das selbe, der andere Hund soll verschwinden, aber warum er verschwinden soll, dass kann verschiedene Gründe haben.
Es kann sein, dass er sich ihrem Grundstück, ihrem Spielzeug, ihrem Frauchen, ihrer Pfütze oder ihrem bevorzugten Kubikmeter Luft nähert.
Es kann sein, dass der Hund da steht, wo sie hergehen will und sie findet, dass da nicht genug Platz für beide ist.
Es kann sein, dass sie den Hund kennt, was bei ihr generell bedeutet, dass sie ihn loswerden will.
Es kann sein, dass sie den Hund nicht kennt, dann hat der in ihrem Revier aber auch nix verloren.
Es kann sein, dass der andere sie angeschaut hat.
Es kann sein, dass der Halter sie angeschaut hat.
Es kann sein, dass der andere Halter seinen Hund zurecht gewiesen hat, dies bestätigt sie gerne von ihrer Seite noch mal
Es kann sein, dass der andere Hund etwas getan hat, was Hunde ihrer Anischt nach generell nicht dürfen, z.B. sich auf dem Boden wälzen.
Manchmal dient es auch einfach nur dem Frustabbau und irgendeiner muß halt eins auf's Dach bekommen, damit sie ihrem Ärger Luft machen kann, also warum dann nicht der da drübern, weil er z.B. Futter bekommt und sie nicht. Oder weil er eine Aufgabe erledigen darf und sie soll warten. Oder ihr ist generell langweilig und wenn sie jemanden doof anmacht, dann kümmert sich Frauchen und bemüht sich darum, sie zu beruhigen. Das ist besser, als nur warten zu müssen.
Zitat
"Pöbeln" ist allerdings so ein typisch menschlischer Begriff der impliziert, dass irgendwo schlechte Manieren vorhanden sind und irgendwo ein assoziales Verhalten gezeigt wird.
Hunde haben bei mir einen Vorteil: ich bewerte ihr Verhalten nicht ethisch gesehen. Meine Hündin ist rein sachlich gesehen ganz klar asozial, denn ihr Verhalten zeigt genau das: mangelhafte Sozialisierung. Das nehme ich ihr aber nicht krumm. Sie ist desewegen kein "schlechterer" Hund als einer, der mit jedem Hund verträglich ist oder bessere Manieren hat (egal ob aus hündischer oder menschlicher Sicht).
Edit: Hier hatte ich es mal zusammen gefasst: Duell auf offener Straße
Nina mit der weltbesten Schäferlotta und Wolli dem Schlabberwocky
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„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.“
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Ok also allgemeinhin wird da nur "Randale" drunter verstanden. Ich verstand vorher was anderes unter "Pöbeln".
"Randale" ist ein Begriff der mir besser gefällt ... das hat zwar auch noch ein Mitschwingen von "assozial" aber es lässt aus meiner Sicht mehr Gründe für "Randale an der Leine" zu - z.B. "Bleib fern"-Angstbellen war in meinem bisherigen Verständnis kein "Pöbeln".
Danke
Olli
Sog. "Pöbeln" ist immer situationsbedingt und ich denke, es betrifft nicht unbedingt nur Rüden – ich hab ein "Mädchen" das auch ganz gut pöbeln kann...
Pöbeln ist eine Stressreaktion, es kann hormonell bedingt sein oder damit zusammenhängen, dass ein Hund einfach nicht gelernt hat mit dem entsprechenden Reiz umzugehen – oder der Hund hat Erfahrungen gesammelt und reagiert dann so, weil er damit mal erfolgreich war (z.B. hat er gelernt, dass wenn er pöbelt, der Reiz verschwindet).
Oft weiss man um die Auslöser (eben z.B. andere Rüden in Deinem Beispiel oder Männer grundsätzlich etc.etc.), ist die Pöblerei hormonell bedingt, gibt es oft keine bekannten Auslöser (was heute akzeptiert wird, kann morgen Aggression auslösen.)
Stress, Angst und Aggression laufen im Körper sehr ähnlich ab.
Kommt dem Hund ein Reiz entgegen, vor welchem er z.B. Angst hat oder welchen er vertreiben möchte, schaltet sein Gehirn quasi aus. Blitzschnell entscheidet sich der Körper für Angriff oder Flucht. Da angeleinten Hunden die Option zur Flucht verwehrt wird, erübrigt sich die Entscheidung und es wird gepöbelt.
Meine Kaya pöbelt nur noch sehr selten, aber früher hat sie öfters gepöbelt.
– An einem Tag hat sie z.B. eine Kuh übelst angepöbelt – am nächsten Tag konnten wir da an lockerer Leine durchlaufen. (einfach nur Hormonchaos)
- Sie pöbelte, weil die Leine sie am Jagen hinderte. (Frust)
- Menschen hat sie angepöbelt, weil sie unsicher war, weil sie wahrscheinlich in der Prägungsphase zuwenig Erfahrungen mit diversen Menschen sammeln durfte. (Unsicherheit/Angst)
– Sie pöbelte auch angeleint, wenn ein anderer Hund sie bedroht. (Keine Fluchtoption, also Kampf)
– Und sie pöbelte, wenn ich sie anleine und mich zu weit von ihr entferne. (Frust)
Wie Du das Verhalten nennst, ist ja egal. Viel schlimmer finde ich die menschliche Reaktion aufs Pöbeln: oft wird dem Verhalten mit Aggression entgegnet. Das ist menschlich, aber jenseits vom Verständnis für Hundeverhalten.
ps. Angstbellen ist nicht dasselbe wie Pöbeln, aber aus Angst kann Gepöbel entstehen... Es ist nicht immer einfach zu deuten, was hinter dem Verhalten steckt. Falls Du Dich intensiver damit auseinandersetzen möchtest kann ich Dir zwei Bücher empfehlen:
Stress, Angst und Aggression bei Hunden von Anders Hallgren und
Aggression bei Hunden – Von Besitzanspruch bis Drohverhalten von Renate Jones
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Zitat von Nina
Edit: Hier hatte ich es mal zusammen gefasst: Duell auf offener Straße
Danke - toller Link! - Wieder haufen gelernt :)
Olli
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