Rassetypische Anlagen spielen sicher eine Rolle und natürlich sollte der Hundebesitzer damit umgehen können. Ich denke aber, dass allen Rassen eines NICHT angeboren ist: andere Hunde zu jagen, zu verletzen oder gar zu töten. Das hat in meinen Augen immer mit Erziehung/Sozialisierung zu tun. Um beim Ausgangsfall zu bleiben: Auch ein Hovi kann lernen, dass man einen Dackel nicht beißen muss, um Distanz einzufordern. Und auch ein Dackel kann lernen, den strengen Blick eines Hovis ernst zu nehmen.
Selbst wenn ich dabei bin, fällt es mir schwer zu erkennen, wer denn nun wirklich die Rauferei angefangen hat, meistens gelingt es mir gar nicht. Ich halte es für gewagt, zu sagen:
Zitat von Nicole
Daher empfinde ich es auch nicht als sonderliche Überraschung, dass bei dieser Geschichte mit dem Dackel nun mal der Hovi der Verursacher war.
Einer der Nachbarhunde ist mal über den Zaun gesprungen, mit Vollgas auf Otto zu und drauf. Auch da sind allerdings Provokationen von Otto vorausgegangen. Für die konnte Otto zwar nichts, weil ja ich entschieden hatte, da täglich vorbeizuspazieren. Der andere Hund konnte auch nichts dafür, er kann nämlich nicht ganz bis zur Straße. Irgendwann war es ihm offensichtlich zu viel, dass da täglich der neue Nachbar am Revier vorbeispaziert, ohne sich vorzustellen oder einen Passierschein zu lösen.
Andersherum hat sich Otto mal auf einen kleinen Rüden gestürzt, dessen Halterin Ottos Reaktion für völlig daneben hielt. Allerdings kam der Kleine schon seit 10 Minuten immer wieder hinter den Beinen seines Frauchens unter der Parkbank hervorgeschossen um knurrend und keifend Otto in die Beine zu zwicken. Otto blieb jedes mal kurz stehen, schaute demonstrativ in eine andere Richtung und ging dann weg.
Es war in einer Hundezone, durch die ich nur durchgehen wollte, damit Otto ein bißchen frei laufen kann. Wir waren auch schon fast durch, aber der Kleine wurde immer frecher und vergrößte die Tabuzone um seine Parkbank mit jedem "Angriff". Auf Ottos strenge Blicke und angehobene Lefzen hat er null reagiert. Otto warf sich dann mit einem Abwehrschnapper auf ihn und fixierte ihn mit hocherhobenem Kopf mit seinem Gewicht am Boden. Interessant fand ich, dass Otto nur einmal und so weit an dem Kleinen vorbei in die Luft schnappte, wie er nur konnte.
Zunächst lag der Kleine auch still und Otto wollte schon gehen, fing dann aber wieder an zu strampeln und Otto in die Brust zu zwicken. Dazu kam noch das hysterische Gekreische der Hundehalterin. (Die in meinen Augen etwas merkwürdig war, nicht typisch für Hundehalter in solchen Situationen. Ihre einzige Sorge war nämlich, dass der Hund so viel gekostet hat und sie sich einen neuen kaufen muss, wenn sie mit ihm nicht mehr auf Ausstellungen kann... )
Ich war eh schon wieder auf dem Rückweg, um Otto dort wegzuholen und konnte ihn rechtzeitig abpflücken. In der Situation hätte es durchaus passieren können, dass Otto "deutlicher" werden muss und dann wäre er der Böse gewesen, der sich auf einen Kleinen gestürzt hätte.
Beide Vorfälle sind schon länger her; damals haftete Otto noch das Urteil "artgenossenunverträglich" an und entsprechend vorsichtig und skeptisch war ich. Im Zweifel hätte ich immer Otto die Schuld in die Schuhe geschoben. Inzwischen frage ich mich, ob es nicht manchmal gerade die angeblich verträglichen Hunde sind, denen es an Erziehung bzw. Sozialisation fehlt. Und ob wir Menschnen sogar angemessene Erziehung/Sozialisation sogar oft verhindern...
Erst nachdem sich der Nachbarhund auf Otto gestürzt hatte, habe ich gesehen, dass Otto da noch nie wirklich gerne vorbeiging. Er musste, weil ich ihn an der Leine hatte. Er hat aber die Revieransprüche des Nachbarn immer sehr ernst genommen, ging immer geduckt, leckte sich ums Maul, schaute nicht hin, ging so weit weg wie möglich. Und ich habe sehen können, dass meine Gedankenlosigkeit, Otto da täglich vorbeizuschleppen, für den "bösen" Nachbarhund in Wahrheit eine Zumutung war.
Erst nachdem ich Otto von dem Kleinen abgepflückt hatte, habe ich gesehen, dass er eigentlich sogar ausnehmend höflich ist. Zu einem Zeitpunkt, zu dem Rüdenbegegnungen immer Konflikt bedeuteten, konnte er bei der Wahl seiner Mittel immer noch angemessen unterscheiden. Er muss also irgendwann gelernt haben (vielleicht ist es auch angeboren, das weiß ich nicht), mit kleinen Hunden anders umzugehen als mit gleich großen/starken oder größeren/stärkeren. Da war also eine sehr starke, sehr normale Basis und ich hätte ewig daran "vorbeiarbeiten" können.
P.S. Viel zu Lang und ordentlich off topic... Sorry, aber irgendwie war es mir heute ein Anliegen, (angeblich) unverträgliche, aggressive, schlecht sozialisierte, böse, bissige, gefährliche etc. Hunde in einem freundlichen Licht zu sehen ... Sie haben es ja auch nicht immer leicht mit den distanzlosen, respektlosen ewigen Babies, denen sie täglich begegnen. Und mit Menschen, die ein ganz anderes Vetrständnis von Höflichkeit und Respekt haben... Ich hoffe, dass sich niemand persönlich angesprochen, kritisiert oder gar angegriffen fühlt. Ich musste es einfach nur auspucken, um nicht irgendwann daran zu ersticken. Danke.
Stef, mit deinem Ausgangsbeitrag hat das nicht mehr zu tun. Es tut mir sehr leid für den Dackel. In meinen Augen hat der Hovi mehr als unangemessen reagiert. Und das mit dem Markieren: Wenn es wirklich nur das gewesen sein soll, hat der Hovi verdammt schlechte Nerven...