Vermenschlichung

#1 von Nicole , 04.01.2012 11:43

Vermenschlichung, was steckt dahinter?

Irgendwie fühl ich mich gerade immer peinlich berührt, wenn ich den Satz: „Hunde darf man nicht vermenschlichen“ höre oder lese. Wahrscheinlich fühl ich mich persönlich betroffen.


Seit ein paar Tagen gehen mir Fragen und Theorien durch den Kopf. Was ist den „die Vermenschlichung“ von Hunden?

Ist es das Unrecht ihm die gleichen Gefühle zuzusprechen wie uns Menschen? Nachdem ich mich mit Stressverhalten beim Hund und die Vorgänge im Körper beschäftigt habe, versteh ich seine Wut, seine Angst und seine Freude. Wäre es nicht unmenschlich von mir, wenn ich das Wissen und die dadurch entstandene Empathie einfach ausblenden würde? Da immer gepredigt wird, dass er ein Hund ist und kein Mensch?

Vielleicht bringt uns ja auch die Angst „Du darfst Deinen Hund nicht vermenschlichen“ weiter weg von ihm, da wir, wenn wir ihn verstehen, durch diesen Satz ein schlechtes Gewissen bekommen?

Aber vielleicht vermenschliche ich nicht den Hund sondern verhundliche Menschen? Ich les ja keine Bücher über Menschenpsychologie um die auf meinen Hund zu übertragen, sondern ich lese Hundebücher und stelle fest: „Kenn ich von mir oder auch von meinen Mitmenschen.“

Vielleicht bedeutet „vermenschlichen“ auch, dass man für einen Hund nie mehr Gefühle investieren soll, als für einen Menschen? Aber mein Hund atmet, mein Hund fühlt, mein Hund liebt. Warum sollte ich nicht das für ihn empfinden dürfen, was ich für ihn empfinde? Nur weil ich ihn liebe, kann ich doch auch weiterhin Menschen lieben. Das eine schließt das andere doch nicht aus.

Vielleicht ist Vermenschlichung aber auch, die Erwartungshaltung zu haben, dass er lebt wie ein Mensch? Keine Scheiße frisst, sich nicht in totem Aas wälzt, …. Dann wäre das wohl einer der wenigen Punkte, bei denen ich sage: “Hey, er ist eben ein Hund und hat andere Vorlieben.“

Wisst Ihr, was mit Vermenschlichung gemeint ist?


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RE: Vermenschlichung

#2 von tsatuk , 04.01.2012 12:10

Zitat von Nicole

Vielleicht ist Vermenschlichung aber auch, die Erwartungshaltung zu haben, dass er lebt wie ein Mensch? Keine Scheiße frisst, sich nicht in totem Aas wälzt, …. Dann wäre das wohl einer der wenigen Punkte, bei denen ich sage: “Hey, er ist eben ein Hund und hat andere Vorlieben.“

Wisst Ihr, was mit Vermenschlichung gemeint ist?




Es ist je nach Mensch unterschiedlich interpretiert.
Für mich "vermenschlichen" bedeutet eigene (also menschliche) Bedürfnisse und Vorlieben dem Hund zuzuschreiben. Auch die Erwartungshaltung, die du oben beschrieben hast, fällt da rein. Aber auch etwas, was ich immer wieder sehe und mich selbst dabei ertappe - inkonsequente Handlungen. Das ist meiner Meinung nach das wirkliche Problem, dass man sich mit einem Hund keine inkonsequente Handlungen leisten kann (oder soll). Ich kann dem Hund nicht erklären "heute bin ich in guter Stimmung, daher darsft du das tun - aber morgen schon nicht mehr".
Ich versuche meine Hunde so zu erziehen, dass ich wenig "das darfst du nicht" habe, dann brauche ich nicht auf mich aufzupassen . Interessant finde ich, dass sich die Hunde selbst einschränken, als ob sie mit zu vielen Freiheiten nicht zu Recht kommen konnten. Beispiel - meine Wuffels dürfen zu mir ins Bett. Sie haben auch eigene Sofa in meinem Zimmer. Sie bevorzugen aber alle auf dem Boden zu liegen und springen drauf nur, wenn sie extra-Kuscheln wollen.
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RE: Vermenschlichung

#3 von Nicole , 04.01.2012 12:15

Zitat von tsatuk
Aber auch etwas, was ich immer wieder sehe und mich selbst dabei ertappe - inkonsequente Handlungen. Das ist meiner Meinung nach das wirkliche Problem, dass man sich mit einem Hund keine inkonsequente Handlungen leisten kann (oder soll). Ich kann dem Hund nicht erklären "heute bin ich in guter Stimmung, daher darsft du das tun - aber morgen schon nicht mehr".



Das ist wichtig und fair. Aber hat doch mit der Tatsache, daß es ein Hund und eben kein Mensch ist nicht viel zu tun. Denn auch Menschen gegenüber ist dieses wechselnde Verhalten "mal darfst Du, mal nicht" unfair. Wenn Menschen so unkalkulierbar sind, dann verunsichert mich das ebenso wie einen Hund.


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RE: Vermenschlichung

#4 von tsatuk , 04.01.2012 12:39

Dem Mensch kannst du viel erklären, Nicole. Ich habe das oft mit meinem 16 Jahre jungerem Bruder gemacht als er noch Kind war. Ich habe ihm einfach gesagt, dass wir heute feiern und deswegen dürfen, morgen ist es aber vorbei.
Dem Hund kann man leider schwer erklären...
Barbara

 
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RE: Vermenschlichung

#5 von Nicole , 04.01.2012 12:49

Zitat von tsatuk
Dem Mensch kannst du viel erklären, Nicole. Ich habe das oft mit meinem 16 Jahre jungerem Bruder gemacht als er noch Kind war. Ich habe ihm einfach gesagt, dass wir heute feiern und deswegen dürfen, morgen ist es aber vorbei.
Dem Hund kann man leider schwer erklären...



Ich versteh was Du meinst. Aber ich spiel ja auch nicht immer mit meinem Hund er wenn mir gerade ein Spieli bringt, manchmal aber schon. Und er spielt auch nicht immer mit mir.


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RE: Vermenschlichung

#6 von Schnuffelnase , 04.01.2012 13:17

Dazu hab ich gerade ein schönes Kapitel in "Wer denken will, muss fühlen" gelesen.

Vermenschlichung wird m.E. erst dann problematisch, wenn ich dem Hund Bedürfnisse beschneide, ihm Bedürfnisse unterschiebe, die er nicht hat (weil ich sie habe oder gern bei ihm sehen würde) oder ich Erwartungen an ihn habe, die einfach Quatsch sind (O-Ton: Der weiß doch, dass er nicht in den Teich darf- nee, wenn ich es ihm nicht beigebracht habe, weiß er es nicht). Hunde haben ihr eigenes Wertesystem, auf der anderen Seite sind sie uns- gerade vom emotionalen her- auch sehr ähnlich. Kein Wunder, wo ihr Gehirn doch unserem sehr ähnlich ist.

Ich glaube, der Begriff "vermenschlichen" wird auch in einer bestimmten Weise genutzt, die von vornherein negativ belegt ist, ohne genau zu definieren. Meistens gebraucht in einem Kontext, der Tieren Gefühle abspricht und oft damit gemeint: nimm deinen Hund nicht so wichtig, es ist nur ein Tier. Meist in dem Kontext, in dem Dinge gerechtfertigt werden sollen, die dem Hund emotional schaden.

Und bei nur ein Tier hörts bei mir schlichtweg auf, weil auch nur ein Tier ein Lebewesen ist, das zu fühlen imstande ist und das ein Recht darauf hat, dass man darauf Rücksicht nimmt. Da ist es garnicht falsch, sich auch mal einzufühlen, ob das, was man da tut, nicht vielleicht z.b. einem fühlenden Lebewesen Angst einjagt.

Im engeren Sinne verstehe ich unter "vermenschlichen" z.b. wenn Leute meinen, ihr Hund möchte in einer Handtasche getragen werden (genau genommen ist das aber nicht Vermenschlichung, sondern schlichtweg instrumentalisieren eines Lebewesens). Oder wenn der völlig gesunde Hund bei fast 30 Grad ein Mäntelchen tragen muss, weils so hübsch ist- also nicht etwa ein Kühlmäntelchen oder so. Gesehen diesen Sommer. Im Prinzip ist es auch Vermenschlichung, wenn ich den Geburtstag meines Hundes feiere, mit dem Unterschied, dass das dem Hund nicht schadet. Dem Hund ist es egal, ob er das Halsband der letzten drei Hunde erbt oder ob er ein Neues von Amarok o.ä. bekommt- solange es passt und bequem ist, ist es ihm egal. Auch ob man seinen Geburtstag feiert oder nicht ist ihm egal. Wenn wir als Menschen Spaß dran haben und es dem Hund nicht schadet- warum nicht? Solange wir nicht erwarten, dass er es versteht und ihn mit zig Ausnahmeregelungen für diesen Tag völlig gaga machen.

Grenzen gehören dort gesetzt, wo der Hund nicht mehr Hund sein darf. Wo er nicht die Sicherheit bekommt, die er braucht, weil es keine Grenzen mehr gibt, an die er sich halten muss (der kleine König)- DAS tut Hunden nicht gut. Dummerweise verwechseln viele Menschen Grenzen mit Gewalt und halten eine gewaltfreie Erziehung direkt für "Vermenschlichung"... nichts ist weniger wahr. Denn gerade dabei muss man sich damit auseinandersetzen, was einen Hund ausmacht, wie er lernt und was ihn motiviert. Niemals käme jemandem, der mit seinem Hund im Kasernenton spricht, in den Sinn, dass er seinen Hund vermenschlicht. Aber genau das passiert, wenn ich von einem Hund erwarte, dass er aus einem Anbrüllen eine Stunde nachdem er den Mülleimer ausgeräumt hat, noch was lernt.

Aber Nicole, ich denke, da musst du dir wirklich keine Sorgen machen, Mio darf sowas von Hund sein und du passt gut auf, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden.


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RE: Vermenschlichung

#7 von Nina , 04.01.2012 13:20

Für mich bedeutet es, dass ich nicht erwarte, dass mein Hund sich nach menschlichen Normen und Werten richtet.

Man bekommt ja gerade in Foren häufig um die Ohren gehauen, man würde seinem Hund "schlechtes" Verhalten unterstellen und das würde beweisen, dass man ihn gar nicht liebt. Das ist für mich Vermenschlichung pur, eben weil man Hund sein Verhalten gar nicht nach solchen Gesichtspunkten beurteilt. Darum tue ich es auch nicht.

Nehmen wir mal die Lotta. Wäre sie ein Mensch, so hätte sie eine Menge Eigenschaften, die ich ablehnen würde. Nach oben buckeln, nach unten treten, zum Beispiel. Sie kann auch bei mir schleimen bis zum umfallen, nur um dann, wenn ich mich umdrehe, schnell den Käse aus dem Salat zu fressen.

Wäre sie ein Mensch, würde ich ihr das krumm nehmen. Da sie ein Hund ist, mache ich das nicht. Ich erwarte von ihr nicht, meine Werte zu teilen. Ich gestehe ihr zu, dass sie sich über so etwas überhaupt keine Gedanken macht. Daher versuche ich immer, bei Hunden Verhalten nur zu beobachten, aber nicht zu bewerten, sondern mir nur zu überlegen, wie ich es beeinflussen kann. Beim Menschen könnte ich das nicht. Da würde die Bewertung irgendwann nach der Beobachtung folgen. Anderseits hätte ich beim Menschen überhaupt keine Lust, mir Gedanken zu machen, wie ich ihn beeinflussen könnte, weil ich finde, er muss selbst wissen, was er tut.


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RE: Vermenschlichung

#8 von Nicole , 04.01.2012 13:47

Zitat von Schnuffelnase

Ich glaube, der Begriff "vermenschlichen" wird auch in einer bestimmten Weise genutzt, die von vornherein negativ belegt ist, ohne genau zu definieren. Meistens gebraucht in einem Kontext, der Tieren Gefühle abspricht und oft damit gemeint: nimm deinen Hund nicht so wichtig, es ist nur ein Tier. Meist in dem Kontext, in dem Dinge gerechtfertigt werden sollen, die dem Hund emotional schaden.



Ja, dieses Gefühl beschleicht mich auch ab und an.

Die Schwierigkeit bei dem Begriff "Vermenschlichen" ist, daß es ganz unterschiedliche Vorstellungen gibt, was das Wort bedeutet. Und solche Aussagen wie "Man darf den Hund nicht vermenschlichen" kann beim Ersthundehalter sicherlich zum falschen Verstehen führen. Eigentlich ein blödes Wort.


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RE: Vermenschlichung

#9 von Nina , 04.01.2012 14:12

Vielleicht ist die Bedeutung abhängig von dem Menschen, der sie benutzt? So ist es ja leider bei vielen Wörtern. Sie funktionieren nicht wirklcih eigenständig sondern nur im Zusammenhang.

Für mich bedeutete es von klein auf, dem Hund nichts "menschliches" zu unterstellen, was ihm nicht gut tut. Das bedeutete nicht, ihn nicht zu lieben und seine Gefühle nicht ernst zu nehmen sondern eher, ihn mit all seinem Gefühlsleben und seinen Eigenschaften als Hund zu sehen, anstatt ihm Dinge aufzuzwingen, die Menschen Spaß machen, Hunden aber nicht. Oder auch Erwartungen an ihn zu haben, die nicht erfüllen kann. Lassie-mäßiges Verständnis von Situationen zum Beispiel.

Vielleicht auch nicht zu erwarten, dass mein Jagdhund mit dem Zwergkaninchen spielen wird, wenn ich es ihm nur richtig erkläre. Oder dass auch eine alte Hündin Welpen niedlich finden muß und sich darum reißen sollte, fremde Welpen zu bemuttern.


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RE: Vermenschlichung

#10 von Nina , 04.01.2012 14:41

Vielleicht liegt der Knackpunkt darin, ob ich es von der "geben" oder von der "nehmen" Seite betrachte?

Ein Hund kann mir eine Menge geben. Mehr als viele Menschen. Trotzdem gibt es bestimmte Dinge, die ich vielleicht von einem Menschen erwarten würde, aber nicht von einem Hund.

Umgekehrt gibt es aber für mich kein Limit dessen, was ich selbst meinem Hund geben darf, sei es nun Zuneigung, Zeit oder auch schlicht finanzielle Dinge wie horrende Tierarztkosten. Wobei mein Hund hoffentlich auch einsieht, dass er gewisse Dinge nicht von mir erwarten darf, weil nunmal kein Hund bin und sie daher nicht geben kann. Lotta muß also auch lernen, mich nicht zu sehr zu verhundlichen.

Wer sagt, ein Hund darf nicht so viel bekommen wie ein Mensch, der wird Teil 2 als Vermenschlichung bezeichnen. Für mich dagegen ist es eher der obere Teil, bei dem ich mich in meinen Erwartungen beschränken muß.


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RE: Vermenschlichung

#11 von Aljona , 04.01.2012 17:58

Ich finde, ihr habt alle viele verschiedene Punkte der Vermenschlichung aufgezeigt.
Wenn ich den Begriff Vermenschlichung höre, denke ich an eine Szene, die ich mal in irgendeiner eher seltsamen Reportage gesehen habe: reiche Frauen mit ihren Kleinteilen, die ihre Hunde verheiraten; da werden wirklich Hundehochzeiten abgehalten, mit richtiger Zeremonie, inklusive Hochzeitskleidung und -torte.
Allgemein Hunde in Modekleidung (ich spreche nicht von Mänteln gegen die Kälte) zu stecken und zu behaupten, dem Hund gefalle das, empfinde ich ebenfalls als Vermenschlichung.
Oder ein typischer Satz - meistens von älteren Menschen: "Der versteht jedes Wort, das ich sage."


Viele Grüße, Aljona

"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht." Franz Kafka

 
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RE: Vermenschlichung

#12 von FrauBine , 04.01.2012 18:07

Zitat von Aljona

Oder ein typischer Satz - meistens von älteren Menschen: "Der versteht jedes Wort, das ich sage."



Perfektes Beispiel. :-)
Da denk ich immer wieder gern an die ältere Dame, die ganz sicher wusste: "oh, jetzt ist sie (ihre Hündin, die grad mit Vorderkörpertiefstellung Bandit zu einem Spielchen auffordern wollte und dabei ein Spielbellen von sich gab) beleidigt, weil ich gesagt habe, dass ich Ihren Hund schön finde!" Äh, ja.... is klar.

Das ist für mich das, was ich unter Vermenschlichung verstehe - dem Hund Bedüfnisse oder "Äußerungen" zu unterstellen, die man einfach nur wild reininterpretiert, vielleicht auch das eigene Wunschdenken bezüglich "passender" Reaktionen auf den Hund zu übertragen, ohne sich auch nur im geringsten damit zu befassen, was der Hund gerade wirklich äussert oder fühlt, gar nicht zu versuchen, ihn auch nur ein kleines bisschen lesen zu lernen.

Dass Hunde Gefühle haben, die unseren auch oftmals ganz ähnlich sind, steht für mich dagegen ausser Frage und hat auch nix mit Vermenschlichung zu tun.


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RE: Vermenschlichung

#13 von Langbein , 04.01.2012 18:49

Für mich bedeutet Vermenschlichung das Gegenteil von Ninas Zitat aus dem Konditionierungs-Thread:

"Bei einem Menschen würde ich niemals darauf hin arbeiten, dass er auf Pfiff alles fallen lässt, um angerannt zu kommen, jetzt mal überspitzt gesagt. Bei einem Menschen möchte ich, dass er denkt und dann entscheidet. Bei meinem Hund dagegen möchte ich zumindest in gewissen Situationen, dass er genau dies lässt und einfach nur macht, was ich sage, weil ich mit seiner Entscheidung nicht leben möchte." (Zitat Nina)

Für mich bedeutet Vermenschlichung, wenn die (wirklich liebe) Halterin des wirklich fetten Arnos sagt: "Er war ja so lange im Tierheim, er war so ein Armer. Und er frisst halt für sein Leben gerne."

Für mich bedeutet Vermenschlichung, wenn der Mensch Dinge in seinen Hund reininterpretiert die negative Konsequenzen für den Hund haben (Bsp. "Nicht-Konditionieren" = der Hund darf Menschen anspringen oder jagen oder was auch immer, was zu einer Anzeige und somit ev. zur Abgabe des Hundes führen kann. / Bsp. fetter Arno: Er kann nur ganz kurz in Labbimanier rumhüpfen, mehr lässt seine Kondition nicht zu, seine Gesundheit geht bergab, sein Leben wird verkürzt.)


LG
Desi & Kaya

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RE: Vermenschlichung

#14 von Margie , 04.01.2012 19:28

Zitat
Für mich bedeutet es, dass ich nicht erwarte, dass mein Hund sich nach menschlichen Normen ... richtet.


Nach manchen unserer Normen muss sich meines Erachtens der Hund in meinen Augen schon richten. Dazu bringen wir ihn. Er soll sich ja so Verhalten, dass er in der menschlichen Gesellschaft möglichst unauffällig mitlebt.

Zitat
Vermenschlichung wird m.E. erst dann problematisch, wenn ich dem Hund Bedürfnisse beschneide, ihm Bedürfnisse unterschiebe, die er nicht hat ...


Das trifft es für mich genau.
Da gibt es endlose Beispiele. Hundi will chick sein. Hundi geht sooo gern auf Ausstellungen. Hundi möchte jede Woche sein Bad. Hundi soll nicht an jedem Pfahl schüffeln, ist ja eklig, weiterzerr. Hundi kommt aus dem Tierheim, er ist ja sooo dankbar. Es ist endlos...

Vermenschlichen ist schlimm wenn der Hund darunter leiden muss.

Ich vermenschliche meine Hunde in mancher Hinsicht aber sicher auch und denke dass keiner so recht davor geschützt ist.
Schließlich "verhundlichen" uns unsere Hunde doch auch in mancher Hinsicht.


das von Margit mit den Tupfentieren

 
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RE: Vermenschlichung

#15 von Schnuffelnase , 04.01.2012 20:37

Zitat von Margie
Hundi geht sooo gern auf Ausstellungen



Oh ja, genau da könnt ich mich immer ziemlich aufregen Bestimmt möchte Hundi unbedingt in eine laute Halle, wo es stressig ist, mit zigtausend anderen Hunden aber ohne groß die Möglichkeit zu haben, mit denen Spaß zu haben, Hundi liiiebt es natürlich, vom Richter abgetatscht zu werden und klar, wenn man dem Hund vorher die grauen Haare rauszupft, liebt er auch das

Allerdings sind wir hier an einem Punkt, wo es nicht nur um Vermenschlichung geht, sondern allgemein um Instrumentalisieren eines Lebewesens, weil man sich nicht eingestehen kann, was man da macht. Mancher möchte züchten und muss dafür auf Ausstellungen, aber dann soll man sich doch bitte nicht einreden, dass der Hund das so gerne macht. Hunde müssen zuweilen Dinge mitmachen, die sie nicht toll finden und das ist auch bis zu einem bestimmten Punkt, der je nach Hund sehr unterschiedlich sein kann, m.E. völlig legitim. Nur kann man dann auch ruhig dazu stehen.
Wenn ich von a nach b will, dann muss ich auch zuweilen überfüllte Bahnhöfe passieren und ich mach das logischerweise mit Kira. Gut finden tut sie es trotzdem nicht, auch wenn ich es mir noch so einreden würde. Sie macht es mit, weil sie eben keine andere Chance hat, wenn ich sie mitnehme und sie arrangiert sich mit dem Leben, wie es nun mal ist.

Sowas kommt aber nicht nur im Hundebereich vor und ist doch etwas Globaleres als was man mit Vermenschlichung meint- instrumentalisieren von Lebewesen. Gerade bei Eltern kann man das häufig beobachten, wie sehr "das Kind sich doch für klassische Musik interessiert" (das Kind, das sich so interessierte, schwänzte regelmäßig die Musikschule ), wie der Sproß doch unbedingt Arzt werden will usw. ... hier passiert im Prinzip nichts anderes, als dass dem Kind eigene Wünsche untergeschoben werden- meistens unbewusst. Das kann auch ins Extreme gehen, wie z.b. bei einer gewissen holländischen Pädophilenpartei, die propagiert, was Kinder ihrer Meinung nach so alles wollen - wobei ich hier den unbewussten Faktor ernsthaft bezweifele.
Das hat also eine sehr große Bandbreite, von so gut wie harmlos bis kriminell, wenn sich Menschen ihre eigenen Bedürfnisse nicht zugestehen und andere Lebewesen dann dafür herhalten müssen.

Tiere scheinen sich da jedenfalls ausgezeichnet zu eignen, um ihnen Bedürfnisse unterzuschieben, immerhin können sie ja nicht widersprechen. Das kann man sicher nicht immer vermeiden, vieles hängt auch vom Wissensstand ab, gerade bei Tieren muss man das Ausdrucksverhalten verstehen können, möchte man wissen, was sie wirklich empfinden. Und wir alle sind nicht frei von blinden Flecken. Aber versuchen sollten wir es, unseren Tieren zuliebe.

Ich könnt jetzt auch sagen, Kira möchte so gern im Bett schlafen. Das möchte sie auch- wenn sie krank ist oder Angst hat- oder mal eine Stunde zum kuscheln. Aber wenn man genau hinschaut, kann einem nicht entgehen, dass sie eigentlich viel lieber allein in ihrem Körbchen schläft- auch wenn ich es gemütlicher finden würde, würd sie die ganze Nacht ihr Frauchen wärmen. Je besser man da in der Lage ist, sich in das Tier/den anderen Menschen einzufühlen und das Gegenüber zu sehen und nicht nur sich selbst, um so fairer wird der Umgang miteinander sein. Ich finde, es lohnt sich, darauf hin zu arbeiten.


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